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5 Fragen an Prof. Dr. Kai Andrejewski

peter_ammon

Was haben Geopolitik und Finanzstrategien gemeinsam? Mehr, als man denkt, sagt unser neuer Senior Partner Prof. Dr. Kai Andrejewski im Gespräch mit Dr. Timo Blenk.


Was hat dich dazu bewogen, die Branche (von SIXT SE zu Agora Strategy) zu wechseln?


In meiner Rolle als CFO der SIXT SE war eine meiner wesentlichen Verantwortlichkeiten die Entwicklung der Equity- und Debtstory der Gesellschaft – also der Kapitalmarktstory. Dabei ergaben sich immer wieder Schnittstellen, die mir klarmachten, dass eine fundierte geopolitische Analyse die Grundvoraussetzung hierfür ist. Daher war der Wechsel zu Agora Strategy eine inhaltliche Weiterentwicklung. Des Weiteren bin ich persönlich davon überzeugt, dass es sehr viel Freude macht, beruflich neue Perspektiven zu entwickeln. SIXT ist ein sehr innovatives Unternehmen, es hat sich also gar nicht so viel geändert.


Welche geopolitischen Faktoren beeinflussen deiner Erfahrung nach die Finanzstrategien internationaler Unternehmen?


Die Kapitalmarktstrategie eines Unternehmens muss die geopolitischen Rahmenbedingungen berücksichtigen. Dies fängt bei unterschiedlicher Regulatorik in den USA und in Europa an. Viel entscheidender ist aber, dass jede finanzpolitische Entscheidung geopolitische Implikationen hat. Kann ein Börsengang in den USA beispielsweise mit einer chinesisch geprägten Lieferkette einhergehen?


Welche Rolle spielt Geopolitik in Investitionsentscheidungen heutzutage?


Hier gibt es zum einen umfangreiche regulatorische Interdependenzen. Aber für europäische Unternehmen ist der Fokus breiter. Gewinnmaximierung muss mit den restriktiven europäischen Regeln in Einklang gebracht werden. Darüber hinaus sind aber auch geopolitische Risiken und Chancen mit einzubeziehen. So kann beispielsweise ein differenziertes Tax- und Zollregime in den USA auch Arbitragemöglichkeiten bieten.


Wie entwickelt man resiliente Finanzstrategien in unsicheren Zeiten?


Das „kleine Einmaleins“ hinsichtlich Liquidität und Performance bleibt grundsätzlich unberührt. Allerdings müssen global agierende europäische Unternehmen berücksichtigen, dass der Kapitalmarkt nicht vorbehaltlos global ist. Daher sollten sie sowohl auf der Debt- als auch auf der Equity-Seite auf Internationalisierung setzen. Das fängt bei einer differenzierten Bankenlandschaft an und geht bis zu Standort- und Taxoptimierung.


Welcher geopolitische Trend hat aktuell den größten Einfluss auf globale Märkte?


Die Veränderung von einer globalen regelbasierten Ordnung zu einem multipolaren Umfeld macht gerade vor den globalen Märkten, aber besonders vor den Finanzmärkten nicht halt. Interessant werden hier die Rückkoppelungen sein, die noch nicht so sehr im Fokus stehen. Inwieweit können amerikanische Investoren weiterhin in europäische Unternehmen investieren, die Nachhaltigkeitsziele vor Profitabilitätsziele stellen? Und wie werden sich europäische Unternehmen im Vergleich zu amerikanischen Unternehmen behaupten können, wenn die Deregulierung in den USA deutlich schneller voranschreitet?


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